Corporate Bond Water Credit Risk Analysis Tool

Das "Corporate Bonds Water Credit Risk Tool" von GIZ/NCD/VfU ermöglicht den Nutzern die Integration des finanziellen Risikos durch Wasserknappheit in Standard-Finanzmodelle. Dadurch kann die Kreditwürdigkeit von Unternehmen in wasserintensiven Sektoren wie Energieversorgern, Getränken und Bergbau besser bewertet werden.
Investing Initiative

Über die Partnerschaft

Sieben Finanzinstitute aus Europa und Amerika, darunter UBS, Robeco, Calvert Investments, Pax World, J. Safra Sarasin, Banorte und Bancolombia, haben gemeinsam ein Instrument entwickelt. Dies geschah im Rahmen einer Partnerschaft zwischen der Natural Capital Declaration (NCD), der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) und dem Verein für Umweltmanagement und Nachhaltigkeit in Finanzinstituten (VfU).

Über das Tool

Die steigende Nachfrage nach Integration von Wasserrisikofaktoren in Investitionsanalysen ergibt sich aus dem wirtschaftlichen Risiko, das mit Wasserkrise einhergeht. Innerhalb von 15 Jahren könnte weltweit eine Lücke zwischen Wasserangebot und Nachfrage von 40% entstehen, aufgrund der zunehmenden Unvorhersehbarkeit der Niederschläge infolge des Klimawandels und der wachsenden Bevölkerung. Unternehmen haben Schwierigkeiten, genügend Wasser für kritische Geschäftsprozesse in wasserarmen Regionen zu erhalten. Die Kosten für die Sicherung von Wasserzugängen steigen bereits für wasserintensive Unternehmen in gefährdeten Gebieten an. Seit 2011 haben Unternehmen weltweit mehr als 84 Milliarden Dollar für die Wahrung, Verwaltung und Beschaffung von Wasser ausgegeben.

Das „Corporate Bonds Water Credit Risk Tool“ der GIZ/NCD/VfU erlaubt Analysten eine Bewertung des finanziellen Risikos von Wasserknappheit bei Unternehmen, die in wasserintensiven Branchen tätig sind. Das Tool schließt eine Informationslücke in der herkömmlichen Finanzanalyse, indem es den Zugang zu Standortdaten bezüglich dem Schutz und der Nachfrage nach Wasser kombiniert, um potenzielle Auswirkungen der Wasserknappheit auf die Kreditwürdigkeit quantifizierbar zu machen. Das Excel-basierte Tool berücksichtigt Daten zum Wasserverbrauch pro Standort sowie standortspezifische Bedingungen. Es bietet Anlegern einen systematischen Ansatz zur Bewertung des Wasserrisikos von Unternehmensanleihen und ermöglicht ein Benchmarking von Unternehmen im Vergleich zu Branchenkollegen. Es nimmt auch die prognostizierten Veränderungen der Wasserverfügbarkeit bis 2040 in Betracht. Dadurch können Analysten Unternehmen identifizieren, die stark vom Zugang zu Wasser abhängig sind, und deren Kreditkennzahlen möglicherweise beeinflusst werden könnten.

Simone Dettling, Leiterin des Emerging Markets Dialogue on Green Finance bei der GIZ, erklärt: „Wasserknappheit und Dürren beeinflussen bereits Unternehmen weltweit – von Kalifornien über Sao Paulo und Chile bis hin zu Südafrika, Indien und China“. Eine unsichere Wasserversorgung kann das Kreditrisiko von Unternehmensemittenten auf den Märkten für Unternehmensanleihen direkt beeinflussen, insbesondere in den Branchen Bergbau, Energiesektor, Lebensmittel und Getränke.

Henrik Ohlsen, Geschäftsführer des VfU, erklärt: „Investoren müssen verstehen, welche wasserintensiven Unternehmen durch Wasserknappheit gefährdet sind und dadurch Marken und Kreditrisiken beeinträchtigt werden können. Das Tool kann zur Bewertung von Unternehmen verwendet werden.“

Eric Usher, derzeitiger Leiter der UNEP-Finanzierungsinitiative, betonte: „Der Zugang zu und die Verfügbarkeit von Wasser ist eine global Herausforderung mit lokalen Auswirkungen auf die Erreichung einer nachhaltigen Entwicklung. Der Finanzsektor sollte sich dessen bewusst sein und das Thema Wasserknappheit mithilfe von Instrumenten wie dem neu entwickelten Corporate Bonds Water Credit Risk Tool in seine Analysen miteinbeziehen.“

Liesel van Ast, Programm-Managerin bei Natural Capital Declaration, erklärt: „Das Corporate Bonds Water Credit Risk Tool ist ein Open-Source-Modell, das den Wasserrisikofaktor in die Kreditbewertung integriert. Es ermöglicht die Einbindung von Wasserstress-Informationen in etablierte Finanzmodelle.“

Ein Bericht mit dem Titel „Integrating Water Stress into Corporate Bond Credit Analysis: Benchmarking Companies in Three Sectors“, der gemeinsam mit dem Tool veröffentlicht wurde, hebt zentrale Ergebnisse hervor. Dazu gehören:

    • Die Anfälligkeit für Wasserknappheit variiert innerhalb der Sektoren erheblich, je nach Wassernutzung an wasserarmen Standorten und kombiniert mit der Anfälligkeit für Veränderungen bei den wichtigsten Finanzkennzahlen.
    • Im Getränkesektor ist Femsa, das mexikanische Abfüllunternehmen, von den acht untersuchten Getränkeunternehmen am stärksten von Wasserknappheit betroffen. Sein Verhältnis von Nettoverschuldung zu EBITDA würde sich um mehr als das Dreifache erhöhen, falls das Unternehmen die vollen Kosten für seinen Wasserverbrauch intern bearbeiten müsste.
    • Von den acht untersuchten Bergbauunternehmen wären Barrick Gold und Vedanta am schwersten betroffen. Würden die aktuellen Wasserschattenkosten internalisiert werden, könnte das Verhältnis von Nettoverschuldung zu EBITDA von Barrick Gold im Jahr 2017 um 20 % auf das 3,30-fache steigen.
    • Unter den untersuchten Energieversorgungsunternehmen ist der südafrikanische Versorger Eskom am stärksten von Wasserknappheit betroffen und kann durch Einschränkungen im Betrieb oder höhere Investitionskosten erhebliche finanzielle Einbußen erleiden.
    • Sempra, RWE und The Southern Company verfügen auch über Kraftwerke, die von Wasserknappheit betroffen sind und in wasserarmen Gebieten möglicherweise abgeschaltet oder mit reduzierter Kapazität betrieben werden müssen. Die vollständige Internalisierung der Wasserkosten würde bei Sempra, RWE und The Southern Company zu einem ziemlich starken Anstieg des Verschuldungsgrads führen. Bei Sempra Energy könnte das hohe Triple-B-Rating auf ein Non-Investment-Grade-Rating fallen. Möglicherweise auf ein hohes Double-B, da der Verschuldungsgrad um das 6,74-Fache ansteigt, wenn wir die aktuellen Schattenwasserkosten schätzen.
    • Institutionelle Anleger wie Pensionsfonds und Versicherungsgesellschaften können ihre Finanzanalyse verbessern, indem sie einen systematischeren Ansatz für die Bewertung des finanziellen Risikos im Zusammenhang mit Wasser wählen. Ein Vergleich der Issuer hinsichtlich Wasserstress liefert einen Ausgangspunkt für die Einbeziehung des Wasserrisikos als Faktor in die Bewertung von Unternehmensanleihen.

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Kontakt

Henrik Ohlsen (VfU e.V.)

Adresse: c/o TechQuartier, Platz der Einheit 2 60327 Frankfurt am Main

E-Mail: ohlsen@vfu.de

Über dieses Tool

Kategorie:
CO2-Bilanzierung/ Carbon Accounting | Klimamanagement | Sonstige Themen
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